Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Herbert Wilhelm Meyer

Gedenkbuch Herbert Meyer

Homosexueller Jude!
Geboren am: 22.03.1901
Geburtsort: Hamburg
Ermordet am: 30.03.1940
Verlegeort: ⟩  20355 Hamburg-Neustadt, Wexstraße 29/Ecke Steinwegpassage
Initiator: keine Angaben!
Zum Lebensweg: Herbert Wilhelm Meyer1, war eines von vier Kindern des Lotteriekontrolleurs Karl Meyer und seiner Frau Franziska, jüdischer Herkunft. Er war kaufmännischer Angestellter, Gelegenheitsarbeiter, Händler mit Goldsachen und Kleidung, Wandergewerbe für Kurzwaren in Deutschland.

Herbert Meyer hatte zwischen 1920 und 1931 bereits Vorstrafen wegen Eigentumdelikten, Bettelei und Landstreicherei. Am 2. März 1938 war Herbert Meyer in einer öffentlichen Toilette in Dortmund, wo er sich mit seinem Wandergewerbe aufhielt, an einen Lockspitzel der Kriminalpolizei geraten. Gegenüber den Ermittlungsbeamten sagte er später aus, dass er stets darauf bedacht war, daß seine "krankhafte Veranlagung" nicht innerhalb der Familie bekannt wurde. ... In der Regel bezahlte Meyer für Sex. Mit diesen Vorkehrungen wollte er sich davor schützen, seine jüdische Kundschaft zu verlieren, aus der Gemeinde ausgestoßen und als Homosexueller verfolgt zu werden.

Aus dem Urteil des Amtsreichtsrats Dr. Hermann Michaelsen gegen Herbert Meyer vom 1. Juli 1938:
»Das Schöffengericht ist überzeugt, dass der Angeklagte erst später, vermutlich durch den Rat eines anderen Häftlings, auf den Gedanken gekommen ist, sein Geständnis zu widerrufen, in der Hoffnung mangels Beweises freigesprochen zu werden, weil seine homosexuellen Partner nicht genannt worden sind ... ebenso wenig ist seine Behauptung von Bedeutung, dass im Laufe der Jahre mit mehreren Frauen Geschlechtsverkehr gehabt habe. Eine Nachprüfung dieser Angaben erübrigt sich, da erfahrungsgemäss zahlreiche Homosexuelle nicht nur mit Männern, sondern auch mit dem anderen Geschlecht sexuellen Umgang haben. ... er ist ein gefährlicher Homosexueller, der sich seine Partner in öffentlichen Bedürfnisanstalten sucht ... Solche Männer wie er sind Schuld daran, dass immer neue Charaktere von der Seuche der Homosexualität erfasst werden.«
Er wurde wegen fortgesetzten Vergehens nach § 175 des 1935 verschärften RStGB zu einer Freiheitsstrafe, 18 Monate Gefängnis, ohne Anrechnung der Untersuchungshaft, verurteilt. Diese hat er ab dem 14. Dezember 1939 im Strafgefängnis Glasmoor verbüßen. Nach seiner Entlassung am 30. Dezember 1939 über die Untersuchungshaftanstalt Hamburg-Stadt kam er nicht mehr in Freiheit und wurde in KZ Sachsenhausen eingeliefert. Er erhielt die Häftlingsnummer 10496, sein Erstnachweis 10. Feburar 1940.

Am 30. März 1940 wurde Herbert Meyer ermordet.

Aus der: ⟩  Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer Yad Vashem ¦ Shoah Opfernamen:

Gedenkbuch Yad Vashem
»Herbert Meyer wurde im Jahr 1901 in Hamburg, Deutsches Reich geboren.
Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte er in Hamburg, Deutsches Reich.
Während des Krieges war er in Sachsenhausen, Deutsches Reich.
Herbert wurde in der Schoah ermordet.«
Aus dem ⟩  Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945:
»Meyer, Herbert
geboren am 22. März 1901 in Hamburg / - / Hansestadt Hamburg
wohnhaft in Hamburg
Inhaftierung:
Hamburg-Glasmoor (Glashütte), Strafgefängnis
Deportation:
10. Februar 1940, Sachsenhausen, Konzentrationslager
Todesdatum: 30. März 1940
Todesort: Sachsenhausen, Konzentrationslager«
 🔎 Gedenkbuch Herbert Meyer.
Autoren: Bernhard Rosenkranz †, Ulf Bollmann in: "Homosexuellen-Verfolgung in Hamburg 1919–1969" Hamburg: lambda 2009, S. 74-75, 237 - Bild: hinnerk11
⟩ Wikipedia - Liste der Stolpersteine in Hamburg-Neustadt
Recherchen in der Datenbank Yad Vashem und im Gedenkbuch des Bundesarchivs: Lothar Dönitz, Berlin 2018.
Fußnoten:
1 KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩ Internet-Totenbuch