Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Richard Paul Ferdinand Manthe

Gedenkbuch Richard Manthe Geboren am: 20.02.1885
Geburtsort: Pölitz | Pommern
Ermordet am: 13.02.1942
Verlegeort: ⟩ 20457 Hamburg-Mitte, Katharinenstraße/Ecke Reimerstwiethe
Initiator: Keine Angabe
Zum Lebensweg: Richard Paul Ferdinand Manthe wurde am 20. Februar 1885 in Pölitz bei Stettin in Hinterpommern, heute Polen, geboren und evangelisch getauft.1

Im Ersten Weltkrieg zog man ihn anscheinend zur Marine ein, denn 1915 und 1916 verurteilte ihn das Feldkriegsgericht der 1. Marineinspektion Kiel wegen "unsittlicher Annäherung an Kameraden" und tätlicher Beleidigung zweimal nach § 185 RStGB (Beleidigung) zu Gefängnisstrafen von zwei Wochen, bzw. drei Monaten. Er hatte noch weitere Vorstrafen wegen Eigentumsdelikten, darunter auch eine Zuchthausstrafe.

Er wohnte später in Hamburg und arbeitete in einer Eisengießerei und dann als Schiffskoch und Koch. Seine Ehe scheiterte und wurde geschieden; ihr entstammte ein Kind.

Das Amtsgericht Emden verurteilte ihn am 28. August 1937 wegen tätlicher Beleidigung, wohl mit homosexuellem Hintergrund, zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten, die er vom 5. Oktober 1937 bis zum 1. Januar 1938 verbüßte. Vom 5. bis zum 13. Januar 1938 befand er sich wegen "widernatürlicher Unzucht" in Hamburg in Untersuchungshaft, aus der er entlassen wurde.

Am 24. März 1939 nahm man ihn für sieben Tage im ⟩ Polizeigefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel in Schutzhaft und danach in Untersuchungshaft. Das Amtsgericht Hamburg verurteilte ihn am 8. Mai 1939 nach §175 zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr. In der Haft beschrieb man ihn wie folgt: 1,75 m groß, schlanke Gestalt, gestutzter Bart, graue Augen und dunkelblondes Haar. Noch während der Haft verurteilte ihn das Amtsgericht Hamburg am 21. November 1939 nochmals nach §175 und unter Einbeziehung der vorherigen Verurteilung nun zu einer Gesamtstrafe von einem Jahr und sechs Monaten. Die Strafe verbüßte er zunächst in Hamburg-Fuhlsbüttel und ab den 18. Juli 1940 im Gefängnis Glasmoor bei Hamburg. Hier entließ der Justizvollzug ihn nicht in die Freiheit, sondern lieferte ihn am 15. November 1940 der Kriminalpolizei aus.

Etwa im Februar 1941 transportierte man ihn in das KZ Sachsenhausen bei Berlin, wo die SS ihn als "§175-Berufsverbrecher" einstufte uns er die Häftlingsnummer 36.052 erhielt. Am 19. Oktober 1941 musste er in das Häftlingskrankenrevier in Sachsenhausen. Richard Manthe wurde am 13. Februar 1942 im Alter von 56 Jahren kurz vor seinem 57. Geburtstag im KZ Sachsenhausen ermordet.2
Foto: © „Hinnerk11/Wikipedia“ Quelle: Stolpersteine in Hamburg (www.stolpersteine-hamburg.de)
Autoren: Rainer Hoffmann (Hannover, 2018). Ich danke Fred Brade und Joachim Müller, beide Berlin, für die Informationen aus dem Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen. Ich danke Ulf Bollmann, Staatsarchiv Hamburg, für zusätzliche Informationen.
Fußnoten:
1 KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩ Internet-Totenbuch
2 Bernhard Rosenkranz †, Ulf Bollmann, Gottfried Lorenz »Homosexuellen Verfolgung in Hamburg 1919 - 1969, Lambda Editions Verlags-, Druck- und Vertriebsges. mbH Hamburg, 2009, S. 234