Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Walter Willi Erich Richter


Bild: 🔎 Walter Richter; Anna das Weib



Kein Stolperstein vorhanden.
Geboren am: 24.09.1907
Geburtsort: Lichterfelde | b. Berlin
Ermordet am: 28.07.1942
Verlegeort:  
Initiator:  
Zum Lebensweg: Walter Willi Erich Richter wurde am 24. September 1907 in Lichterfelde bei Berlin geboren und evangelisch getauft.1 Der Ledige wohnte auch später in Berlin-Lichterfelde und war von Beruf Hausdiener.

Im Oktober 1940 wurde Walter Richter bei der Gestapo denunziert und festgenommen.

Bild links: "Walter Richter in der Küche seiner Wohnung. Fotografie mit eigenhändiger Widmung:
»Zur Einnerung an »Anna das Weib«, Berlin, 1940, Landesarchiv

Vom 26. Oktober bis zum 7. November 1940 befand er sich im Polizeigefängnis Berlin. Am 6. November 1940 wurde er zwecks Prüfung der Haftfrage einem Vernehmungsrichter im Polizeipräsidium vorgeführt.

Bild: 🔎 Vorführungsbefehl der Geheimen Staatspolizei für Walter Richter,
Berlin 6. November 19402

In der Anzeige hieß es:
»Er soll Transvestit sein und trägt neuerdings Frauenkleider aus Krepp-Papier. Richter fällt es besonders durch sein gepudertes Gesicht und durch das Tragen von Frauenschmuck auf.«

Und danach wurde er in der Untersuchungshaftanstalt, Berlin, Lehrter Straße in Untersuchungshaft genommen. Das Landgericht 9 in Berlin verurteilte ihn am 21. Februar 1941 nach §175 unter Anrechnung von drei Monaten Untersuchungshaft auf die Strafhaft zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und sieben Monaten. Zur Strafverbüßung überführte man ihn am 3. März 1941 in das Gefängnis Tegel. Nach voll verbüßter Strafe entließ der Justizvollzug ihn nicht in die Freiheit, sondern lieferte ihn am 21. Juni 1942 der Polizei zur Vorbeugungshaft aus.

Im Juli 1942 transportierte ihn die Polizei in das KZ Sachsenhausen, wo die SS ihn als Homosexuellen einstufte und er die Häftlingsnummer 44.640 erhielt. Der Zeitpunkt seines Zugangs im KZ Sachsenhausen war denkbar ungünstig. Im Außenlager Klinkerwerk des KZ Sachsenhausen wurden zwischen Juli und September 1942 gezielt etwa 180 bis 200 homosexuelle Häftlinge umgebracht3.

Walter Richter wurde am 28. Juli 1942 im Klinkerwerk des KZ Sachsenhausen von der SS ermordet.
Er wurde 34 Jahre alt.
Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover (Dezember 2017); Ergänzt/Überarbeitet Lothar Dönitz, Januar 2024.
Fußnoten:
1 KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩ Internet-Totenbuch
»1470 KZ-Geheimnisse«, Emil Büge, Metropol Verlag, Berlin 2010, S. 156
2 Quelle: Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen/Landesarchiv Berlin 3 Joachim Müller in: Joachim Müller, Andreas Sternweiler, Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen, Berlin 2000, S. 216 ff.
   Video von der Gedenkveranstaltung am 10.09.2017 am Gedenkort Klinkerwerk.