Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Alfred Scholz



Kein Stolperstein vorhanden.
Geboren am: 18.09.1908
Geburtsort: Breslau | Schlesien
Ermordet am: 02.07.1941
Verlegeort:  
Initiator:  
Zum Lebensweg: Alfred Scholz wurde am 18. September 1908 in Breslau in Schlesien, heute Polen, geboren.1 Der Ledige wohnte auch später in Breslau und war von Beruf Druckereiarbeiter. Er bezeichnete sich als glaubenslos.

Ende 1940 transportierte man ihn in das KZ Sachsenhausen bei Berlin, wo ihn die SS als "§175-Berufsverbrecher" einstufte und er die Häftlingsnummer 34.557 erhielt. Er erkrankte und befand sich vermutlich vom 26. März bis zum 17. April und vom 25. Mai bis zum 5. Juni 1941 im Häftlingskrankenrevier. Offenbar teilte man ihn am 5. Juni 1941 dem "Kommando S" zu. Damit ist wahrscheinlich der "Transport S" gemeint, auf den zu der Zeit 269 unter anderem durch den Arzt Friedrich Mennecke ausgewählte Häftlinge kamen. Sie wurden mit Lastwagen am 4., 5. und 7. Juni 1941 in die Euthanasie-Tötungsanstalt ⟩ Pirna-Sonnenstein transportiert und in der dortigen Gaskammer mit Kohlenmonoxid erstickt.

In dieser Tötungsanstalt wurden 1940 und 1941 etwa 14.000 Menschen ermordet. Gezielte Vergasungsaktionen wie etwa bei den Juden oder Sinti und Roma sind an Homosexuellen bislang nicht bekannt. Trotzdem gab es auch Vergasungsaktionen an kranken und nicht mehr arbeitsfähigen invaliden KZ-Häftlingen, die für die SS wertlos geworden waren. Darunter waren auch etliche homosexuelle Männer. Diese Mordaktionen sollten vertuscht werden, indem falsche Todesursachen und möglicherweise auch falsche Angaben des Todesortes und Todeszeitpunktes dokumentiert wurden. Deshalb sind die folgenden standesamtlichen Angaben wahrscheinlich eine Fälschung. Zu seinem Tod gab die SS an, Alfred Scholz sei angeblich am 2. Juli 1941 um 7:05 Uhr im KZ Sachsenhausen an Kreislaufschwäche beim Grundleiden Herzklappenentzündung verstorben.2 Er wurde 32 Jahre alt.
Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover (März 2018). Ich danke Fred Brade und Joachim Müller, beide Berlin, für die Informationen aus dem Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen.
Fußnoten:
1 KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩ Internet-Totenbuch
2 Kopie der ⟩  Sterbeurkunde im Archiv des International Center on Nazi Persecution (ehem. Internationaler Suchdienst Bad Arolsen).