Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Ernst Hagemann

Gedenkbuch Ernst Hagemann Geboren am: 02.04.1896
Geburtsort: Koblenz
Ermordet am: 15.02.1942
Verlegeort: ⟩ 22765 Hamburg-Altona-Nord Max-Brauer-Allee 71
Initiator: Initiative "Gemeinsam gegen das Vergessen - Gedenkbuch für homosexuelle NS-Opfer", Hamburg
Zum Lebensweg: Der aus Koblenz stammende Ernst Hagemann erlernte nach eigenen Angaben den Beruf des Schauspielers am Altonaer Stadttheater, wo er 1920 für eine Spielzeit in kleinen Rollen engagiert war. 1921 trat er im Vereinigten Theater Elmshorn und dann in Schneidemühl auf. Von Juni 1934 bis Mai 1937 spielte Hagemann an der Hamburger Schaubühne. Hier verkörperte er Anfang März 1937 den Bauern Drefeld in dem Stück "Schorsch Abbelbooms Stammbaum" von Ferdinand Oesau.

1935 war er "aushilfsweise", wie es in den Spielzeitrückblicken heißt, am Deutschen (damals Staatlichen) Schauspielhaus engagiert. Zu seinen Rollen gehörten Hadmar von Kunring (Wächter) in Dietrich Eckarts "Heinrich der Hohenstaufe" (Premiere am 17. Juni 1935) und Aslak (Schmied) in lbsens "Peer Gynt" (Premiere am 31. August 1935). Von September 1937 bis April 1938 war er an der Landesbühne Ost-Hannover engagiert und in der Spielzeit 1938/1939 wirkte er bei der Soldatenbühne des kurmärkischen Landestheaters mit.

Am 6. April 1939 musste sich Ernst Hagemann vor dem Amtsgericht Harnburg wegen des Vorwurfs der "fortgesetzten Verführung zur Unzucht" verantworten. Der Richter verurteilte ihn zu sechs Monaten Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft. Im September 1939 wurde Hagemanns Name von seinem ehemaligen Sexualpartner, dem Erpresser Alfredo G., im Polizeiverhör genannt, den er in den Eilbeker Bürgersälen kennengelernt hatte. Daraufhin wurde Hagemann am 26. September 1939 in Polizeigewahrsam genommen und musste vom 1. bis 4. Oktober 1939 im KZ Fuhlsbüttel einsitzen, wo er einen Selbstmordversuch unternahm.

Elf Monate nach seinem ersten Prozess, am 5. März 1940, verurteilte ihn das Landgericht Harnburg zu zwei Jahren Gefängnis wegen "schwerer Unzucht zwischen Männern" nach §§ 175a Ziffer 3 und 43. Ab 21. März 1940 verbüßte er die Haft im Strafgefängnis Wolfenbüttel. Gnadengesuche seines Rechtsanwalts und seiner Mutter blieben erfolglos. Am 25. September 1941 erfolgte seine Überstellung zur Kriminalpolizei Harnburg und anschließend die Inhaftierung im Polizeigefängnis Hütten.

Unklar ist, wann er ins KZ Sachsenhausen verbracht wurde. Dort wurde er unter der Häftlingsnummer 39955 geführt. Am 15. Februar 1942 wurde Ernst Hagemann im KZ Sachsenhausen ermordet.

© Bernhard Rosenkranz †/Ulf Bollmann

Ausführlicher:
Wir erinnern an Ernst Hagemann (pdf)


Quellen: StaHH, 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht- Strafsachen, 1237/40. Dank an Dr. Michaela Giesing von der Hamburger Theatersammlung der Universität für ihre Recherchen.
Quelle: Stolpersteine in Hamburg (www.stolpersteine-hamburg.de)