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»RosaWinkelGedenkbuch« Franz Braun |
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Kein Stolperstein vorhanden. |
Geboren am: | 29.07.1904 |
| Geburtsort: | Düsseldorf | |
| Ermordet am: | 10.05.1938 | |
| Beisetzungsort: |
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Begräbnisstätte und Erinnerungsort auf dem Friedhof Altglienicke
Ein Schriftzug auf der Glaswand der Erinnerungen erinnert an
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| Letzter Wohnort: | Berlin 0 112, Boxhagener Straße 51 | |
| Initiator: | ||
| Zum Lebensweg: |
Franz Braun wurde am 29. Juli 1904 in Düsseldorf geboren. Der Ledige wohnte ab 1927 in Berlin, zuletzt in Berlin-Friedrichshain,
und war von Beruf Friseurgehilfe.
Bereits 1925 war er wegen sexueller Handlungen mit einem Jungen unter 14 Jahren nach §176 zu neun Monaten Gefängnishaft bestraft worden. 1928 ging er zur Polizei Berlin mit der Bitte, kastriert zu werden. Die schickte ihn zur Beratung in das Institut für Sexualwissenschaft, wo ihn der berühmte homosexuelle Sexualwissenschaftler Dr. Magnus Hirschfeld von der Kastration abriet. Das Landgericht Berlin verurteilte ihn 1929 nochmals nach §176, diesmal zu zehn Monaten Gefängnishaft. Außerdem verurteilten ihn Gerichte noch mehrfach wegen Kuppelei, Erregung öffentlichen Ärgernisses und tätlicher Beleidigung. Am 10 März 1937 deportierte ihn die Polizei in das KZ Sachsenhausen, wo ihn die SS als "§175-Berufsverbrecher" einstufte. Als "Rosa-Winkel-Häftling" erhielt er die Häftlingsnummer 91. Im Mai 1938 versuchte er, den schrecklichen Lebensbedingungen im KZ zu entgehen, indem er den "Antrag auf eine freiwillige" Entmannung" stellte. In der Regel wurden Kastrierte, wenn ihr Sexualtrieb erloschen war, aus dem KZ entlassen. Die Kastration wurde am 18. Oktober 1938 im KZ Sachsenhausen durchgeführt. Bald darauf überführte man ihn in das KZ Neuengamme bei Hamburg, das derzeit gerade zunächst als Außenlager von Sachsenhausen errichtet wurde, und Anfang 1939 wieder zurück in das KZ Sachsenhausen, wo umfangreiche Ermittlungen wegen homosexueller Handlungen im Jahr 1938 angelaufen waren. Jetzt erhielt er wieder als "Rosa-Winkel-Häftling" die Häftlingsnummer 815. Später berichtete er dem Landgericht folgendes:
An den 〉 Pfahl gehängt, zu werden bedeutete, dass man unter furchtbaren Schmerzen an den auf dem Rücken gefesselten Händen aufgehängt wurde. Auch wurde die folgende Aussage von ihm im Protokoll der Gerichtsverhandlung festgehalten:
Ihm und anderen Beschuldigen wurde gedroht, dass »wir im Falle des Widerrufs [der Geständnisse]
bei unserer Rückkehr ins K.L. S. die schwersten Strafen für Leib und Leben zu gewärtigen hätten […]«
... Im Mai 1940 fand die erste und am 22. November 1940 die zweite Hauptverhandlung statt. Franz Braun widerrief nicht nur einen Teil seines Geständnisses, er klagte die als Zeugen geladenen SS-Männer an und schilderte die Folterungen, doch seine Klagen blieben vom Gericht unberücksichtigt. Wegen eines Vergehens gegen §175 in einem Fall verurteilte ihn das Gericht zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten. Durch die dreizehn Monate lange Untersuchungshaft galt die Strafe als verbüßt. Seinen Haftbefehl hob das Gericht auf. Nun drohte die "Entlassung" aus der Justizhaft und die Rückführung in das KZ. Er wusste, was ihm dort geschehen würde und beantrage am 23. November 1940, von der Justiz in Sicherungsverwahrung genommen zu werde. Noch am selben Tag überstellte man ihn und einige andere der Gestapo Berlin. Er sollte nur noch wenige Tage leben. Franz Braun wurde am 12. Dezember 1940 um 03:30 Uhr im Alter von 36 Jahren im KZ Sachsenhausen auf der Flucht erschossen!.
Seine Leiche wurde am 17.12.1940 eingeäschert, die Urne mit der Nummer 855 wurde auf dem
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Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover, Dezember, 2017; Andreas Pretzel, Berlin 2000; Ergänzt und überarbeitet Lothar Dönitz, Berlin, 2025.
Quellen: • Andreas Pretzel in: Joachim Müller, Andreas Sternweiler, Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen, Berlin 2000, S. 80-85; S. 170, S. 259, S. 298 • Andreas Pretzel in: Andreas Pretzel, Gabriele Roßbach, Homosexuellenverfolgung in Berlin 1933-1945, Berlin 2000, S. 123 f, 138. • KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: 〉 Totenbuch • Arolsen Archives, Sterbebucheintragungen über verstorbene Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen 〉 DocID 10010439 • Arolsen Archives, Listenmaterial Sachsenhausen Arbeitskopien Ordner 41 im Arolsen Archives 〉 DocID 11381000045 • Arolsen Archives, Karteikarten vom Amt für die Erfassung von Kriegsopfern, Berlin 〉 DocID 231200010 • Arolsen Archives,Gestapo-Personalakte (Auszug) für Fritz Grobleben, §175 (Brandenburg-Görden) 〉 DocID 10010440 • Arolsen Archives,Karteikarten und Personalakten des Zuchthauses und der Sicherungsanstalt Brandenburg-Görden 〉 DocID 10010440 |
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