Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

»RosaWinkelGedenkbuch«

Waldemar Albert Henningsen

Stolperstein Waldemar Henningsen

Bild: Kevin Damske ⟩  https://commons.wikimedia.org

Geboren am: 25.02.1890
Geburtsort: Kiel
Ermordet am: 19.11.1942
Verlegeort:  24103 Kiel, Möllingstraße 26
Initiator: SchülerInnen der 10. Klasse (Eg) der Humboldt-Schule Kiel.
Zum Lebensweg: Waldemar Albert Henningsen, wuchs als jüngstes von elf Kindern bei seinen Eltern auf. Sein Vater Hans Peter Christopher Henningsen war von Beruf Schiffszimmermann, er verstarb 1926. Seine Mutter Maria Friederike (geb. Boyens) starb 1934. Nach seiner Schulzeit absolvierte Waldemar Henningsen eine dreijährige Fotografenlehre.

1912 wurde er Soldat und nahm von 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg betrieb er ein Geschäft für Fotografie. Er blieb ledig und lebte mit seiner verwitweten Schwester Louise Drepper zusammen.

Am 18.6.1938 wurde Henningsen wegen "Unzucht zwischen Männern" verhaftet und zu sechs Monaten Haft verurteilt. Grundlage war der seit 1935 verschärfte § 175 des Strafgesetzbuches. Vom 18.6. bis zum 8.8.1938 befand er sich in Untersuchungshaft im Polizeigefängnis Kiel, anschließend verbüßte er seine Strafe im Gerichtsgefängnis. Wegen guter Führung wurde seine Strafe um zwei Monate verkürzt und er wurde am 19.10.1938 entlassen.

Am 6.3.1941 wurde er erneut wegen "Unzucht zwischen Männern" verhaftet und diesmal zu einem Jahr und drei Monaten Haft verurteilt. Vor der für den 6.6.1942 vorgesehenen Entlassung gab es einen Schriftwechsel zwischen der Kriminalpolizeidienststelle und dem Leiter des Gerichtsgefängnisses darüber, ob für Henningsen die "polizeiliche Vorbeugehaft" "gerechtfertigt erscheint", die die Deportation in ein Konzentrationslager zur Folge gehabt hätte. Der Leiter bescheinigte Henningsen dessen gute Führung und empfahl deshalb "nur" eine unauffällige Beobachtung durch die Kriminalpolizei. Dennoch verlängerte die Kriminalpolizeidienststelle Henningsens Haft um zwei Monate und ordnete gegen ihn als angeblich "Gemeingefährlichen" eine anschließende "Vorbeugehaft" an.

Dies hatte die Deportation in das Konzentrationslager Sachsenhausen zur Folge, in dem Henningsen am 18.10.1942 unter der Häftlingskategorie "Berufsverbrecher" ankam. Als "Rosa-Winkel-Häftling" erhielt er die Häflingsnummer 50262. Henningsens Inhaftierung in Sachsenhausen dauerte nur bis zum 19.11.1942. An diesem Tag wurde er im Alter von 52 Jahren im Außenlager Klinkerwerk ein Opfer
⟩  der Mordaktion an Männer mit dem Rosa-Winkel.


Bild: 🔎 Sterbeurkunde Standesamt Oranienburg,
Todesursache: "doppelseitige Lungenentzündung"
Ausführlicher:
Fleyer »Stolpersteine in Kiel« Waldemar Henningsen (pdf).
Autor: Für Waldemar Henningsen recherchierten Schülerinnen der 10. Klasse (Eg) der Humboldt-Schule Kiel; Ergänzt, überarbeitet Lothar Dönitz, Berlin, 2025.
Quellen:
• KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩  Internet-Totenbuch
• Arolsen Archives, Sterbebucheintragungen über verstorbene Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen ⟩  DocID 4133781
• Arolsen Archives, Namenliste über Häftlinge, die im KL Sachsenhausen verstorben sind. Signatur 100104141 ⟩  DocID 4135812
• Arolsen Archives, Todesfälle, 01.0.1942 - 311.12.1942; Signatur 8151800001 ⟩  DocID 129816036
• Waldemar Albert Henningsen in der Sammlung Hessen, Deutschland, ausgewählte Sterberegister, 1851-1958: ⟩  ancestry.de
• Müller, Joachim, Unnatürliche Todesfälle, in: Müller, Joachim, Sternweiler, Andreas, Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen, Berlin 2000, S. 216 ff.
• Büge, Emil: Massenmord auf dem Klinker in: 1470 KZ-Geheimnisse, Heimliche Aufzeichnungen aus der Politischen Abteilung des KZ Sachsenhausen Dezember 1939 bis April 1943,
  Seite 149 ff., Metropol Verlag Berlin, 2010
• Landesarchiv Schleswig-Holstein (LAS) Gefangenenpersonalakten Abt. 357.2 Nr. 6812 und 12241