Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Heinrich Georg Orlemann

Gedenkbuch für Heinrich Orlemann Geboren am: 14.02.1909
Geburtsort: Darmstadt
Ermordet am: 11.07.1942
Verlegeort: ⟩  64291 Darmstadt, Messeler Straße 32
Initiator: Volker Jung, Homosexuelle und Kirche (HuK), Regionalgruppe Darmstadt1
Zum Lebensweg: Heinrich Georg Orlemann wurde am 14. Februar 1909 in Darmstadt geboren und evangelisch getauft.2 Der Ledige sprach auch Französisch, war 1,92 m groß und soll als Universitätsassistent in Darmstadt gearbeitet haben.

Zu ihm liegen aus verschiedenen Quellen nur wenige und unvollständige Angaben vor, die teilweise auch widersprüchlich sind. 1937 wurde er vermutlich vom Landgericht Darmstadt wegen widernatürlicher Unzucht verurteilt. Am 17. November 1939 ging er als Pflegling, also Insasse, in den Bodelschwingschen Anstalten Bethel in Bielefeld zu, verließ diese aber bereits zehn Tage später in Richtung Darmstadt. Möglicherweise wurde er nun erneut verurteilt und eine Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Jedenfalls verurteilte ihn das Landgericht Darmstadt am 7. Januar 1941 nach §175 StGB dazu, eine "Reststrafe" von 75 Tagen zu verbüßen. Vom Polizeigefängnis in Siegburg kommend wurde er am 11. Januar 1941 im Gefängnis in Bonn eingeliefert und von dort am 27. März 1941 nach Bielefeld "entlassen". Möglicherweise wurde er zwar aus der Strafhaft "entlassen", aber nicht in die Freiheit, sondern dort in Vorbeugungshaft genommen. Die Vorbeugungshaft wurde auf der Karteikarte vermerkt und auch, dass er als Hilfsgeistlicher in Bethel tätig sei.

Sicher ist wieder, dass er bald darauf in das KZ Sachsenhausen transportiert wurde und dort die Nr. 37.857 erhielt. Am 20. Oktober 1941 wurde er in das Krankenrevier eingeliefert. Im KZ Sachsenhausen wurden 1942 im Außenlager Klinkerwerk zahlreiche homosexuelle Männer gezielt ermordet.3 Zu ihnen gehörte auch Heinrich Orlemann. Er wurde am 11. Juli 1942 im Alter von 33 Jahren ermordet. Angeblich sei er bei einem Fluchtversuch an den Folgen einer Schussverletzung gestorben, so wurde es in seiner Sterbeurkunde vermerkt.4
Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover. Ich danke Fred Brade und Joachim Müller, beide Berlin, für die Informationen aus dem Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen.
Ich danke der Homosexuelle und Kirche (HuK), Regionalgruppe Darmstadt für die Informationen und das Bild.
Fußnoten:
1  ⟩ Dokumentation Heinrich Orlemann zur Stolperstein-Verlegung in Darmstadt am 16.10.2015 Messeler Str. 32 (Homosexuelle und Kirche, Regionalgruppe Darmstadt)
2  KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩ Totenbuch
   Hessisches Archiv-Dokumentations- und Informations-System (HADIS), Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Staatsanwaltschaft beim Landgericht Darmstadt,
   G 27 Darmstadt Nr. 3065, KLs 55/37, Interneteintrag zu Orlemann, allerdings ohne Geburtsdatum.
   Kartei Bodelschwingsche Anstalten Bethel. ITS, Bad Arolsen, Kartei des Gefängnisses Bonn.
3 Joachim Müller »Unnatürliche Todesfälle«, in: Joachim Müller, Andreas Sternweiler, Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen, Berlin 2000, S. 216 ff.
   ⟩ Video von der Gedenkveranstaltung am 10.09.2017 am Gedenkort Klinkerwerk.
4  Sterbeurkunde ⟩  im Aroslen Archives International Center on Nazi Persecution (ehem. Internationaler Suchdienst Arolsen.)