Der Gesprächskreis Homosexualität

war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Stolpersteine

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Herbert Schmeisser

Gedenkbuch für Herbert Schmeisser Geboren am: 20.10.1902
Geburtsort: Berlin
Ermordet am: 10.01.1941
Verlegeort: ⟩ 13503 Berlin, Henningsdorfer Straße 17
Initiator: ⟩ AG Stolpersteine Reinickendorf
Zum Lebensweg: Herbert Schmeisser wurde am 20. Oktober 1902 geboren und evangelisch getauft. Seine Eltern waren Paul Schmeisser und Auguste Schmeisser, geb. Pameyer. Um 1905 erwarb Paul Schmeisser das Mühlen- und Wohnhausgrundstück in der Hennigsdorfer Str. 17. Hier befand sich eine Bäckerei, die durch einen Anbau in das "Ausflugscafé zum Windbock" umgewandelt wurde. 1920 hieß es dann ⟩ Restaurant unter den 7 Linden.

Herbert Schmeisser besuchte bis 1915 die Volksschulen in Heiligensee und Tegel. Sein Vater richtete ihm 1919 auf dem Grundstück ein Kolonialwarengeschäft ein, das Herbert erfolgreich bis 1936 betrieb. Von seinen Ersparnissen errichtete er sich ein Gartenhäuschen auf demselben Grundstück und machte 1926 den Führerschein.

Herbert Schmeisser wurde auf Grund seiner Homosexualität am 28. Januar 1937 zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr verurteilt. Die Haft verbüßte er bis zum 21. Oktober 1937. Danach half er in der Gastwirtschaft seiner Eltern aus. Am 28. Februar 1939 wurde Herbert Schmeisser erneut durch die Geheime Staatspolizei festgenommen und befand sich seit dem 7. März 1939 in Untersuchungshaft in Moabit.
Am 22. Juni 1939 verurteilte man ihn erneut aus obigem Grund. Zur Strafverbüßung wurde er in die Strafanstalt Plötzensee transportiert. Dort beschrieb man ihn wie folgt: 1,71 m groß, breites Kinn und spitze Nase, kein Bart und blaue Augen.
Die Haft sollte am 16. August 1940 enden. Mehrere Gnadengesuche wurden abgelehnt. Es ist anzunehmen, dass Herbert Schmeisser nach Verbüßung seiner Strafe direkt in das KZ Sachsenhausen gebracht wurde. Er erhielt dort die Häftlingsnummer 34503 und wurde unter der Häftlingskategorie BV/175 geführt. BV stand für Berufsverbrecher, also einen Mann, der mehr als einmal bestraft wurde. Die Zahl 175 stand für den § 175 des Reichsstrafgesetzbuches.

Herbert Schmeisser starb am 10. Januar 19411 um 16 Uhr laut Sterbeurkunde an einer Meningitis. Dies war in der Sprache der Mörder eine der üblichen fingierten Todesursachen.
Bild: © Lothar Dönitz, Berlin - Text: AG Stolpersteine Reinickendorf, Stand der Recherche zum 5. Dezember 2017
Fußnote:
1 Internet-Totenbuch KZ Sachsenhausen 1936-1945