Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Johannes Siegfried Henningsen



Kein Stolperstein vorhanden.
Geboren am: 21.6.1885
Geburtsort: Bredstedt | Husum
Ermordet am: 30.06.1941
Verlegeort:  
Initiator:  
Zum Lebensweg: Johannes Siegfried Henningsen wurde am 21. Juni 1885 in Bredstedt bei Husum in Schleswig-Holstein geboren und evangelisch getauft.1 Der Ledige wohnte zuletzt in dem Dorf Morsum, wohl auf der Insel Sylt in Schleswig-Holstein, und war von Beruf Arbeiter.

Anscheinend nahm man ihn 1932 in Hamburg als "Sittenverbrecher" in Haft und überführte den 47-Jährigen am 23. Februar 1933 in die Haftanstalt Neumünster.

Etwa im November 1940 transportierte man ihn in das KZ Sachsenhausen bei Berlin, wo ihn die SS als "§175-Berufsverbrecher" einstufte und er die Häftlingsnummer 34.114 erhielt. Offenbar erkrankte er im KZ. Jedenfalls teilte man ihn am 5. Juni 1941 dem "Kommando S" zu. Damit ist wahrscheinlich der "Transport S" gemeint, auf den zu der Zeit 269 unter anderem durch den Arzt Friedrich Mennecke ausgewählte Häftlinge kamen. Sie wurden mit Lastwagen am 4., 5. und 7. Juni 1941 in die in die Euthanasie-Tötungsanstalt  ⟩  Pirna-Sonnenstein transportiert und in der dortigen Gaskammer mit Kohlenmonoxid erstickt. In dieser Tötungsanstalt wurden 1940 und 1941 etwa 14.000 Menschen ermordet.

Gezielte Vergasungsaktionen wie etwa bei den Juden oder Sinti und Roma sind an Homosexuellen bislang nicht bekannt. Trotzdem gab es auch Vergasungsaktionen an kranken und nicht mehr arbeitsfähigen invaliden KZ-Häftlingen, die für die SS wertlos geworden waren. Darunter waren auch etliche homosexuelle Männer. Diese Mordaktionen sollten vertuscht werden, indem falsche Todesursachen und möglicherweise auch falsche Angaben des Todesortes und Todeszeitpunktes dokumentiert wurden. Deshalb sind die folgenden standesamtlichen Angaben wahrscheinlich eine Fälschung, zumindest aber besonders unsicher: Zu seinem Tod wurde angegeben, Johannes Henningsen sei am 30. Juni 1941 angeblich im KZ Sachsenhausen verstorben. Er wurde 56 Jahre alt.
Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover. Ich danke Fred Brade und Joachim Müller, beide Berlin, für die Informationen aus dem Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen.
Ich danke Prof. Rüdiger Lautmann, Berlin, der im Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen forschte, für zusätzliche Informationen.
Fußnoten:
1  KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩ Totenbuch