Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Jakob Kahn

Hier wohnte Jakob Kahn

Homosexueller Jude!

Fotomontage: © Martin Dill (Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main)
Geboren am: 05.11.1882
Geburtsort: Witzenhausen | Werra, Hessen
Ermordet am: 12.04.1940
Verlegeort: ⟩  60313 Frankfurt am Main, Allerheiligenstraße 26
Initiator: Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main e.V.
Zum Lebensweg: Jakob Kahn wurde am 5. November 1882 in Witzenhausen geboren.1 Dort besuchte er die israelitische Volksschule.

1897 zog er nach Frankfurt am Main und absolvierte hier eine kaufmännische Lehre. Er arbeitete bei verschiedenen Frankfurter Firmen als Buchhalter. Von 1914 bis 1920 war er in der städtischen Steuerverwaltung als Bürohilfsarbeiter tätig. Er war ledig, hatte keine Kinder - und war Jude.

Es folgte eine längere Krankheit und schließlich Invalidität. Er erhielt eine kleine Invalidenrente und ging verschiedenen Aushilfstätigkeiten nach.

Am 10. April 1937 wurde er in Frankfurt erstmalig wegen des Verdachts auf "Unzucht mit Männern" festgenommen. Das Landgericht verurteilte ihn sofort zu der relativ hohen Strafe von zwei Jahren Gefängnis.

Im Urteil wurde er als "nicht besserungsfähig" eingestuft. Zudem wurde auch er von Prof. Dr. Rolf Hey begutachtet. Der kommt zu dem Befund, Jakob Kahn sei, Zitat:
»ohne eigentliche Anlage homosexuell und daher für seine Taten voll verantwortlich«.
Jakob Kahn verbüßte die zwei Jahre im ⟩  Gefängnis Frankfurt-Preungesheim. Danach wurde er zunächst entlassen, im Rahmen der großen Polizeiaktion von 1939 aber erneut verhaftet. Als seine letzte Adresse gab er nun die Allerheiligenstraße 26b an.

Jakob Kahn, der mittlerweile als Jude den Zwangsnamen "Israel" führen musste, wurde erneut nach §175 zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Die Haft verbüßte er zunächst wieder in Preungesheim und später in Diez an der Lahn. Hier wurde er nach der Verbüßung aber nicht entlassen, sondern wieder der Polizeibehörde Frankfurt "zur Verfügung" gestellt.

Im Frühjahr 1940, transportierte man den 57-Jährigen in das Konzentrationslager Sachsenhausen, wo er sowohl als "Homosexueller" als auch als "Jude" eingestuft wurde.

Zu seinem Tod am 12. April 1940 teilte die SS mit, er sei "durch eine Beinschwellung und eine Kreislaufschwäche" umgekommen.

Aus der: ⟩  Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer Yad Vashem ¦ Shoah Opfernamen:

Gedenkbuch Yad Vashem
Jacob Kahn wurde im Jahr 1882 in Witzenhausen, Deutsches Reich geboren. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte er in Frankfurt am Main, Deutsches Reich.
Während des Krieges war er in Sachsenhausen, Deutsches Reich.
Jacob wurde in der Schoah ermordet.
Aus dem ⟩  Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945:
Kahn, Jacob Jakob

geboren am 05. November 1882 in Witzenhausen / - / Hessen-Nassau
wohnhaft in Frankfurt a. Main
Inhaftierung:
08. Februar 1940 - 12. April 1940, Sachsenhausen, Konzentrationslager
Todesdatum: 12. April 1940
Todesort: Sachsenhausen, Konzentrationslager
 🔎 Gedenkbuch Jakob Kahn.
Autor: Martin Dill (Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Mai 2019); Recherchen Gefängnis- und Strafprozessakten im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden; Dank auch an Rainer Hoffschildt (Hannover) für seine Hinweise basierend auf Informationen aus dem Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen von Fred Brade und Joachim Müller (beide Berlin).
Recherchen in der Datenbank Yad Vashem und im Gedenkbuch des Bundesarchivs: Lothar Dönitz, Berlin 2018.
Fußnoten:
1  KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩  Totenbuch