Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Kurt Jensen

Gedenkbuch Kurt Jensen Geboren am: 29.04.1912
Geburtsort: Neumünster
Ermordet am: 20.01.1940
Verlegeort: ⟩ 20355 Hamburg-Mitte, Neustädter Straße 31 (Pik AS)
Initiator: Keine Angabe
Zum Lebensweg: Kurt Jensen am 29.04.1912 in Neumünster unehelich geboren.1 Er verbrachte die ersten acht Jahre bei Pflegeeltern. Nach dem Abschluss der Ausbildung zum Dekorationsmaler arbeitete er viereinhalb Jahre auf einem Bauernhof.

1932 zog er nach Hamburg wo er zunächst arbeitslos war und versuchte, sich mit Aushilfsarbeiten durchzuschlagen. Vom 24. Oktober 1933 bis zum 8. Januar 1934 war Kurt Jensen im ⟩ KZ Fuhlsbüttel inhaftiert, "um ihm seine Arbeitsscheu auszutreiben"

Vom 2. Februar bis zum 25. April 1934 war wurde er erneut in polizeiliche Schutzhaft genommen.

1936 wurde er zum ersten Mal wegen homosexueller Handlungen zu einer achtmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt, die er bis zum 14. Dezember 1936 verbüßte. Vom 1. Januar bis zum 16. März 1937 befand er sich als "Schutzhäftling" wieder im KZ Fuhlsbüttel. Nach seiner Freilassung ging er wieder auf den Strich.

Am 8. April 1937 wurde ein Polizist auf ihn und seinen Freier an der Ecke Admiralitätsstraße/Heiligengeistbrücke aufmerksam und nahm die beiden fest. Im Protokoll machte der Beamte folgende Bemerkung:
"Jensen ist am 16. März aus der Haft entlassen worden. Heute trägt er schon wieder ausrasierte Augenbraunen."
Jensen kam vom 10. April bis zum 20. Mai 1937 erneut ins KZ Fuhlsbüttel. In der kurzen Zeit in Freiheit hatte er mit 5 Männern, die er in öffentlichen Bedürfnisanstalten oder in Lokalen kennen gelernt hatte, "gewerbsmäßig onaniert". Dafür hatte er jeweils zwischen eine und drei Reichsmark erhalten.

Am 12. Juli 1937 wurde Kurt Jensen vom Hamburger Landgericht wegen "gewerbsmäßiger Unzucht" nach Paragraf 175a Ziffer 4 zu einer 18-monatigen Zuchthausstrafe verurteilt. Am 9. August 1937 stellte er einen Antrag auf "freiwillige Entmannung". Zur Verbüßung der Strafe wurde er am 10. August 1937 in das Zuchthaus Fuhlsbüttel eingeliefert. Etwas über ein Jahr später, am 1. September 1938, fand die Kastration im Zentrallazarett statt. Da nach der Beurteilung des medizinischen Gutachters von ihm keine Gefahr mehr ausgehe, erfolgte am 10. Oktober 1938 seine Haftentlassung. Allerding kam er nicht in Freiheit, sondern wurde der Hamburger Polizeibehörde überstellt. Trotz der erfolgreichen Kastration und obwohl sich der Hamburger Oberstaatsanwalt Dr. August Schuberth für ihn eingesetzt hatte, wurde er in "Vorbeugehaft" genommen.

Am 15. August 1939 setzte sich das Reichskriminalpolizeiamt in Berlin dafür ein, Jensen nicht wieder freizulassen. Er wurde in das KZ Sachsenhausen verbracht. Er trug dort den rosa Winkel mit der Häftlingsnummer 2317. Am 20.01.1940 wurde er dort ermordet.
Autoren: Bernhard Rosenkranz †, Ulf Bollmann, Gottfried Lorenz »Homosexuellen Verfolgung in Hamburg 1919 - 1969, Lambda Editions Verlags-, Druck- und Vertriebsges. mbH Hamburg, 2009, S. 72-73, S. 221
Foto: © „Hinnerk11/Wikipedia“ Quelle: Stolpersteine in Hamburg ⟩ www.stolpersteine-hamburg.de

Fußnoten:
1 KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩ Internet-Totenbuch