Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Otto Bütschli

Hier wohnte Otto Bütschli

Fotomontage: © Martin Dill (Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main)
Geboren am: 1907
Geburtsort: Frankfurt am Main
Ermordet am: 03.11.1941
Verlegeort: ⟩  60322 Frankfurt am Main, Körnerstraße 16
Initiator: Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main e. V.
Zum Lebensweg: Otto Bütschli war Frankfurter von Geburt.1 Er hatte drei Schwestern und wohnte bis 1939 in der elterlichen Wohnung in der Cordierstraße 14 im Frankfurter Gallus. Später bezog er ein Zimmer in der Körnerstraße 16 im Westend zur Untermiete.

Er besuchte bis zur Obersekunda die Frankfurter Musterschule und eine Schule in Bad Brückenau.
1924 machte er eine kaufmännische Lehre bei der Frankfurter Kosmetikfirma Dr. M. Albersheim.
Nach einer Arbeitslosigkeit in der Zeit der Wirtschaftskrise übernahm er verschiedene Aushilfstätigkeiten in Frankfurt und Iserlohn, war von 1933 bis 1935 Volontär in der Frankfurter Buchhandlung Ziegler und ab 1936 Kontorist bei der Bäuerlichen Hauptgenossenschaft Rhein- Main-Neckar in Frankfurt.

Im Rahmen der großen Polizeiaktion wurde Otto Bütschli im Juli 1939 festgenommen. Noch während der Untersuchungshaft wurde ihm von seinem Arbeitgeber gekündigt. Obwohl er nicht vorbestraft war, wurde er vom Landgericht Frankfurt wegen einvernehmlicher sexueller Handlungen mit drei über 18 Jahre alten Männern, nach den Paragraphen 175 und 175a, zu der sehr hohen Gefängnisstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt.

Zur Strafverbüßung transportierte man ihn zunächst ins Gefängnis Frankfurt-Preungesheim und von dort zur Schwerstarbeit in das Strafgefangenenlager Rodgau in Dieburg bei Darmstadt, wo viele §175-Häftlinge interniert waren. Hier zog er sich bei der Arbeit eine Verletzung der rechten Hand zu, weswegen er im August 1940 zurück nach Preungesheim verlegt wurde. Ein von ihm und seiner Mutter im September 1940 angestrengtes Gnadengesuch blieb erfolglos, sodass er die restliche Strafe bis zum letzten Tag, dem 11. März 1941, in Preungesheim verbüßen musste.

Otto Bütschli kam aber nicht mehr frei. Aufgrund des erwähnten Erlasses wurde für ihn von der Kriminalpolizei Frankfurt "Vorbeugungshaft" verhängt. Wie üblich wurde in der Anordnung darauf hingewiesen, dass er hiervon keinerlei Kenntnis erhalten dürfe.

Er wurde vom Gefängnis direkt der Kriminalpolizei Frankfurt überstellt und "unbefristet" in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Nach acht Monaten Haft starb er am 3. November 1941 mit 34 Jahren im Konzentrationslager Groß-Rosen in Niederschlesien, angeblich an einem "Magenkatarrh bei Kreislaufschwäche".
Autor: Martin Dill (Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Mai 2019); Recherchen Gefängnis- und Strafprozessakten im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden; Dank auch an Rainer Hoffschildt (Hannover) für seine Informationen basierend auf: Karteikarte im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt, Bestand G 30 Rodgau