Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Paul Ernst Wilhelm Lemm



Kein Stolperstein vorhanden.
Geboren am: 29.01.1917
Geburtsort: Stolp | Pommern
Ermordet am: 04.09.1942
Verlegeort:  
Initiator:  
Zum Lebensweg: Paul Ernst Wilhelm Lemm wurde am 29. Januar 1917 in Stolp in Pommern geboren und evangelisch getauft.1 Der Ledige wohnte später in Berlin in der Waisenstraße 5 und war von Beruf Schlosser, Möbelträger und Gelegenheitsarbeiter.

1940 wurde er Opfer einer Gestapostreife und er wurde in der Haftanstalt Berlin-Lehrterstraße in Untersuchungshaft genommen. Das Landgericht 1 in Berlin verurteilte ihn am 7. März 1941 wegen Strichjungentätigkeit nach §175a, Ziffer 4, unter Anrechnung der Untersuchungshaft auf die Strafhaft zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und sechs Monaten und zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für drei Jahre. Nach verbüßter Strafe entließ der Justizvollzug ihn nicht in die Freiheit, sondern lieferte ihn am 2. April 1942 der Polizei aus.

Im Mai 1942 transportierte ihn die Polizei in das KZ Sachsenhausen, wo die SS ihn als Homosexuellen einstufte und er die Häftlingsnummer 42.245 erhielt. Der Zeitpunkt seines Zugangs im KZ Sachsenhausen war denkbar ungünstig. Im Außenlager Klinkerwerk des KZ Sachsenhausen wurden zwischen Juli und September 1942 gezielt etwa 180 bis 200 homosexuelle Häftlinge umgebracht. Paul Lemm wurde am 4. September 1942 im Klinkerwerk des KZ Sachsenhausen von der SS ermordet. Er wurde 25 Jahre alt. Als Todesursache gab man an, er sei um 13.45 Uhr bei einem Fluchtversuch erschossen worden.

2002 hob der Deutsche Bundestag pauschal die NS-Verurteilungen nach §175a, Ziffer 4, also Strichjungentätigkeit, und nach §175 StGB in der NS-Fassung von 1935 auf. Rückblickend war er also jahrelang zu Unrecht in Haft gewesen.3
Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover (Dezember 2017). Ich danke Fred Brade und Joachim Müller, beide Berlin, für die Informationen aus dem Archiv der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen.
Fußnoten:
1 KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩ Internet-Totenbuch
2 Vgl. Müller, Joachim, Unnatürliche Todesfälle, in: Müller, Joachim, Sternweiler, Andreas, Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen, Berlin 2000, S. 216-263.
   Video von der Gedenkveranstaltung am 10.09.2017 am Gedenkort Klinkerwerk.
3 Wikipedia  NS-Unrechtsurteileaufhebungsgesetz