Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Peter Südhofen



Häftlingsnummer 1673
KZ Ravensbrück | Männerlager
Kein Stolperstein vorhanden.
Geboren am: 29.06.1892
Geburtsort: Krefeld
Ermordet am: 19.06.1942
Verlegeort:  
Initiator:  
Zum Lebensweg: Peter Südhofen wurde am 29. Juni 1892 in Krefeld geboren und katholisch getauft. Er besuchte die Volks- und Handelsschule und erlernte danach einen kaufmännischen Beruf.
Von 1914 bis 1918 nahm er als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse und dem Verwundetenabzeichen des Balten- und Malteserkreuzes ausgezeichnet. Er blieb ledig, wohnte auch später in Krefeld, zuletzt aber in Köln, Unter Goldschmied Nr. 48, und war Kaufmann von Beruf zuletzt aber vermutlich aufgrund seiner Verfolgung auch erwerbslos.

1937 erfolge eine Anklage wegen angeblicher homosexueller Handlungen. Es dürfte die Staatsanwaltschaft geärgert haben, dass ihn ein Gericht aber mangels Beweises am 4. Februar 1937 freisprach.
Am 21. Oktober 1937 lernte er auf dem Bahnhof in Essen einen 17-jährigen Ausreißer kennen, den er in zwei Wirtschaften bewirtete. Der jugendliche Hitlerjunge verstand es, ihn in die Falle zu locken und denunzierte ihn der Polizei, die ihn festnahm. Zu sexuellen Handlungen war es nicht gekommen. In der Haft beschrieb man ihn wie folgt: 1,75 m groß, schlanke Gestalt, graubraune Augen und braungraues Haar. Auf Anfrage der Staatsanwaltschaft beim Sondergericht Dortmund berichtete die Gestapo Krefeld am 3. Dezember 1937 über ihn, den man als "asozialen und übelbeleumdeten Menschen" bezeichnete, und seine Vorstrafen folgendes:
"[…] Der Strafen wegen Beleidigung lagen immer Vornahme unzüchtiger Handlungen mit Gleichgeschlechtlichen zugrunde. Südhofen ist schon längere Jahre als Homose-xueller bekannt, doch gelingt es selten, ihn zu überführen, da er mit äußerster Raffi-nesse zu Wege geht. […] In politischer Beziehung ist Südhofen früher und jetzt nicht in Erscheinung getreten, doch ist mit Sicherheit anzunehmen, daß er aufgrund der scharfen Maßnahmen des heutigen Staates gegen die Homosexualität diesem ablehnend gegenüber steht. Der Partei oder einer NS Organisation gehört Südhofen nicht an, gleichfalls nicht dem Luftschutzbund. […]"
Das Landgericht Essen verurteilte ihn am 20. Dezember 1937 nach §175 zu einer Gefängnisstrafe von vier Monaten. Die Strafe verbüßte er bis zum 19. Februar 1938.

Bereits am 22. April 1938 befand er sich wegen Jahre zurückliegenden "Straftaten" erneut in Untersuchungshaft. Das Landgericht Krefeld verurteilte ihn am 18. August 1938 wegen zweier Verstöße nach §175 in der neuen NS-Fassung von 1935 zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und drei Monaten.

Nach der Strafhaft zog er dann nach Köln. Die Kriminalpolizei Köln verhaftete ihn am 5. Juni 1941. Diese ordnete dann am 3. Dezember 1941 seine KZ-Haft an. Die Polizei transportierte ihn nach einer Strafhaft am 27. Februar 1942 in das ⟩  KZ Buchenwald, wo die SS ihn als Homosexuellen einstufte und er die Häftlingsnummer 7.390 erhielt. Er wurde im Block 10 untergebracht.
Peter Südhofen, Häftlingsfragebogen


Bild: 🔎 KZ Buchenwald, Häftlingsfragebogen ; Haftgrund § 175;
Letzte Wohnanschrift: ⟩  Köln, Unter Goldschmid 48
Von Buchenwald überführte man ihn am 13. März 1942 mit zahlreichen weiteren §175-Opfern in das Männerlager des KZ Ravensbrück in Brandenburg, wo er vermutlich die Häftlingsnummer 1.673 erhielt.

Peter Südhofen wurde am 19. Juni 1942 im Alter von 49 Jahren im KZ Ravensbrück | Männerlager ermordet.
Autor: Rainer Hoffschildt (Hannover). Ich danke Wolfgang Röll aus der Gedenkstätte Buchenwald für die Informationen aus dem Archiv der Gedenkstätte Buchenwald. Ich danke dem Historiker Bernhard Strebel, Hannover, für zusätzliche Informationen aus dem Archiv der Gedenkstätte Ravensbrück; Lothar Dönitz (Berlin, 2020).
Quellen:
Landesarchiv Düsseldorf, Bestand RW 58 Nr. 24295 und 59067.
Karteikarten im ⟩  Aroslen Archives International Center on Nazi Persecution (ehem. Internationaler Suchdienst Arolsen.)