Der Gesprächskreis Homosexualität
Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
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Gedenkbuchfür die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück |
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Paul Zeitschel |
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Kein Stolperstein vorhanden. |
Geboren am: | 03.04.1882 |
Geburtsort: | Hannover | |
Ermordet am: | 11.11.1940 | |
Verlegeort: | ||
Initiator: | ||
Zum Lebensweg: |
Paul Zeitschel wurde am 3. April 1882 in Hannover geboren und evangelisch getauft.1
Der Ledige wohnte auch später in
〉 Hannover, Bödekerstraße und war von Beruf
Generalagent einer Versicherung.
Von 1929 bis 1937 hatte er eine Beziehung zu einem bekannten Strichjungen. Ihm bezahlte er auch zeitweilig sein Zimmer. Offenbar hatten sie lange ein freundschaftliches Verhältnis. Der Strichjunge wurde verhaftet und rühmte sich später, der Polizei fast 100 seiner Freier verraten zu haben. Es war ein schreckliches Ereignis für die Szene in Hannover. Auch Paul Zeitschel verhaftete die Polizei 1937. Am 3. Februar 1938 verurteilt ihn das Landgericht Hannover wegen »widernatürlicher Unzucht« nach §175a StGB unter Anrechnung von fünf Monaten Untersuchungshaft auf die Strafhaft zu einer drastischen Zuchthausstrafe von zwei Jahren sowie zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte von fünf Jahren. Er war nicht vorbestraft. Zur Strafverbüßung überführte man ihn vom Gerichtsgefängnis Hannover am 1. März 1938 in das Zuchthaus Hameln. Nach voll verbüßter Strafe entließ der Justizvollzug ihn dort nicht in die Freiheit, sondern lieferte ihn am 10. September 1939 der Polizei Hameln aus, die ihn zunächst im Gerichtsgefängnis Hameln unterbrachte. Zwei Tage später verlegte die Polizei ihn zurück nach Hannover, vermutlich in das Polizeigefängnis. Ob er jetzt noch freikam, oder gleich in ein KZ überstellt wurde, ist nicht bekannt. Etwa im Oktober 1940 transportiert man ihn in das KZ Sachsenhausen bei Berlin, wo er die Häftlingsnummer 34.011 erhielt. Paul Zeitschel wurde am 11. November 1940, 11:30 Uhr im Alter von 58 Jahren im KZ Sachsenhausen ermordet. In der Sterbeurkunde wurde als Todesursache »Lobärphneumkonie (d. aktute Herzschwäche« eingetragen.2 Der Strichjunge verstarb im KZ Bergen-Belsen. |
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Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover (Dezember 2017). Ich danke Bernhard Gelderblom, Hameln, und Mario Keller-Holte für
zusätzliche Informationen. Lothar Dönitz, Berlin (2019) recherchen im Arolsen Archives.
Fußnoten: 1 KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: 〉 Totenbuch Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 86 Hameln Acc. 143/90 (Karteikarte) Nr. 37/407. Seine Strafgefangenenakte ist leider nicht überliefert. 2 Sterbeurkunde 〉 im Aroslen Archives International Center on Nazi Persecution (ehem. Internationaler Suchdienst Arolsen.) |