Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Walter Hermann Ferdinand Hoffmann

Gedenkbuch Walter Hoffmann Geboren am: 10.01.1895
Geburtsort: Altona | Hamburg
Ermordet am: 13.02.1940
Verlegeort: ⟩ 20355 Hamburg-Mitte, Neustädter Straße 31 (Pik AS)
Initiator: Keine Angabe
Zum Lebensweg: Walter Hermann Ferdinand Hoffmann wurde am 10. Januar 1895 in Hamburg-Altona geboren und evangelisch getauft.1 Der Ledige wohnte auch später in Hamburg, war aber zeitweilig wohnungslos. Er war tätig als Angestellter im Gemüsegeschäft der Großeltern, Buchbinderlehrling, Hausdiener, Komiker, Artist und Arbeiter.

1916 verurteilte ihn ein Gericht wegen Fahnenflucht zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten. Weitere Vorstrafen erhielt er wegen "Bettelei", "qualifizierter Obdachlosigkeit" und Eigentumsdelikten. 1923 verurteilte ihn das Amtsgericht Altona nach §175 zu eine Gefängnisstrafe von zwei Monaten.

Im Rahmen der Polizeiaktion ⟩  "Arbeitsscheu Reich" wurde er 1938 Opfer einer Polizeirazzia in der Herberge Pik As. Vom 15. bis zum 23. Juni 1938 wurde er daraufhin im ⟩ Polizeigefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel inhaftiert und dann als "asoziale Person" in das KZ Sachsenhausen bei Berlin transportiert.

Im Sommer 1938 benannte ihn im Polizeiverhör ein ehemaliger Sexualpartner. Daraufhin wurde sein "Schutzhaft" unterbrochen. Er kam am 15. August 1938 zu Verhören durch die Kriminalpolizei nach Hamburg. Ab dem 26. September 1938 inhaftierte man ihn für drei Tage im Polizeigefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel und danach wurde er in Untersuchungshaft genommen.
Amtsgerichtsrat Dr. Julius Fedder über Walter Hoffmann, Hamburg 19382:
"In den folgenden Jahren ist der Angeklagte dann wiederholt wegen Bettelns und wegen Obdachlosigkeit verurteilt worden. Die letzten Strafen wegen Bettelns wurden im Dezember 1936 und im April 1937 über ihn verhängt. Regelmässige Arbeit hat der Angeklagte niemals gehabt und auch wohl niemals gesucht. Er fühlt sich am wohlsten auf der Landstrasse. Inzwischen ist der Angeklagte wegen seines asozialen Lebenswandels in Schutzhaft genommen worden. Er befindet sich seit einiger Zeit im Schutzhaftlager Sachsenhausen. Der Angeklagte ist homosexuell veranlagt"
Das Amtsgericht Hamburg verurteilte ihn am 10. November 1938 nach §175 RSTGB zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten. Die Strafe verbüßte er in den Strafgefängnissen Hamburg-Fuhlsbüttel und Glasmoor bei Hamburg.

Nach voll verbüßter Strafe entließ der Justizvollzug ihn nicht in die Freiheit, sondern lieferte ihn am 30 August 1939 der Polizei aus, die ihn im Polizeigefängnis Hamburg-Hütten "zwecks Zurückführung in das Konzentrationslager Sachsenhausen" inhaftierte.

Da er zweimal dem KZ Sachsenhausen zuging, erhielt er die zwei Häftlingsnummer 6.735 und 1.445. Walter Hoffmann wurde am 13. Februar 1940 im Alter von 45 Jahren im KZ Sachsenhausen ermordet.
Autoren: Rainer Hoffmann (Hannover, 2018); Lothar Dönitz (Berlin) Foto: © „Hinnerk11/Wikipedia“ Quelle: Stolpersteine in Hamburg (www.stolpersteine-hamburg.de)

Fußnoten:
1 KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩ Internet-Totenbuch
2 Bernhard Rosenkranz †, Ulf Bollmann, Gottfried Lorenz »Homosexuellen Verfolgung in Hamburg 1919 - 1969, Lambda Editions Verlags-, Druck- und Vertriebsges. mbH Hamburg, 2009, S. 71, S. 219