Der Gesprächskreis Homosexualität
Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
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Gedenkbuchfür die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück |
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Wilhelm Wendorf |
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Geboren am: | 23.05.1901 | |
Geburtsort: | Kußow | Güstrow | |
Ermordet am: | 26.01.1942 | |
Verlegeort: | 〉 22767 Hamburg-St. Pauli, Gilbertstraße 69 | |
Initiator: | Initiatove"Gemeinsam gegen das Vergessen - Gedenkbuch für die homosexuellen NS-Opfer", Haburg | |
Zum Lebensweg: |
Wilhelm Wendorf wurde in eine Arbeiterfamilie geboren. Seine Mutter verstarb 1904 an Typhus, der Vater heiratete erneut. Er verstarb im Ersten
Weltkrieg. Aus der zweiten Ehe seines Vaters hatte Wilhelm Wendorf mindestens einen Stiefbruder, bei dem er später auch in Altona wohnte.
Ostern 1915 wurde er aus der Dorfschule entlassen und arbeitete danach zwei Jahre als Hausdiener im benachbarten Gremmelien, bevor er in der
Folgezeit bis 1929 auf verschiedenen mecklenburgischen Gütern als Diener tätig war. Von sämtlichen Arbeitgebern wurde ihm in Zeugnissen ein
tadelloses Verhalten attestiert.
Von 1921 bis 1923 erkrankte er ernstlich an einer Kniegelenkstuberkulose, die einen langen Krankenhausaufenthalt in der Rostocker Universitätsklinik notwendig machte und schmerzhafte Folgeerkrankungen auslöste. Aus einer Beziehung zu einer Verlobten soll ein Kind hervorgegangen sein, das nach drei Wochen an TBC verstarb. Nachdem er im Mai 1929 eine Stelle als Bote bei der Norddeutschen Bank in Hamburg erhalten hatte, zog er kurzzeitig in die Hansestadt, wohnte ab 1930 aber wieder im benachbarten Altona. Im Juli dieses Jahres kam er erstmals wegen einer gleichgeschlechtlichen Handlung mit dem Gesetz in Konflikt. Zwei Polizeiwachtmeister wurden um drei Uhr am Morgen von einem Anwohner der Eckernförderstraße auf St. Pauli darüber informiert, dass zwei Männer in einem Hauseingang onanierten. Die Polizisten zeigten Wilhelm Wendorf und seinen Partner an. In einem Urteil des Amtsgerichts Hamburg vom 22. Oktober 1930 wurde von dem vorsitzenden Richter zwar die an sich straflose Tat bestätigt, der §?175 betraf vor der Strafrechtsverschärfung 1935 nur beischlafähnliche Handlungen, verurteilte die beiden Männer jedoch wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses" nach § 183 zu einer Geldstrafe in Höhe von 50 RM. Dieser Paragraph, wie auch der §?185 zum Delikt "tätliche Beleidigung" (wenn es zu einer Berührung kam), kam bereits in der Weimarer Republik und verstärkt in den Anfangsjahren des Nationalsozialismus häufig gegen homosexuelle Männer zur Anwendung. ... Wilhelm Wendorfs Zugang im KZ Sachsenhausen ist unter der Häftlingsnummer 39532 und der Häftlingskategorie "B. V. 175" und "Berufsverbrecher" für September 1941 dokumentiert. Am 24. September kam er erstmals in den Häftlingsblock 11, den Krankenbau, aus dem er am 29. September 1941 wieder entlassen wurde. Am 26. Januar 1942 erfolgte sein Tod im Häftlingsblock 14 im Alter von 40 Jahren. Seine sterblichen Überreste wurden auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde beigesetzt, wie auch weitere 719 deutsche KZ-Häftlinge und 383 Polen, die 1942 als verstorbene Häftlinge aus den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Wewelsburg/Niederhagen hier bestattet wurden. Ausführlicher: Wir erinnern an Wilhelm Wendorf (pdf) © Bernhard Rosenkranz (†) / Ulf Bollmann, Stand: September 2015 |
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Foto: © „Hinnerk11/Wikipedia“ Quelle: Stolpersteine in Hamburg (www.stolpersteine-hamburg.de) |