Der Gesprächskreis Homosexualität
Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
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Gedenkbuchfür die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück |
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Ernst Johannes Knappe |
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Homosexueller Jude! |
Geboren am: | 20.09.1881 |
Geburtsort: | Altona-Ottensen | Hamburg | |
Ermordet am: | 11.07.1941 | |
Verlegeort: | 〉 20359 Hamburg-Altona, Hamburger Hochstraße 15 | |
Initiator: | keine Angaben! | |
Zum Lebensweg: |
Ernst Johannes Knappe wurde mit seinem Zwillingsbruder Hermann am 20. September 1881 in Ottensen, heute Hamburg, als Sohn eines Zigarrenarbeiters geboren
und evangelisch getauft.1
Da er mütterlicherseits jüdischer Herkunft war, zwangen ihm die Nationalsozialisten später den weiteren Vornamen "Israel" auf. Nach Abschluss der Volksschule erlernte er zunächst das Handwerk des Zigarrenmachers, arbeitete dann aber beim Bauern, als Schankwirtsgehilfe und in einem Sägewerk. Von 1915 bis 1918 zog man ihn im Ersten Weltkrieg als "garnisonsdiensttauglich", also nicht zum Dienst an der Front, ein. Danach arbeitete er wieder in der Holzbranche, als Gastwirtsgehilfe, Werftarbeiter und als Bote. Das Amtsgericht Hamburg-Altona stellte 1936 ein Verfahren wegen §175 RStGB gegen ihn ein, vermutlich, weil die Beweise nicht hinreichten. Im Januar 1938 gestand ein früherer Sexualpartner unter dem Druck der Polizeiverhöre, 1934 mit ihm Sex gehabt zu haben. Knappe wurde schnell ermittelt und vom 14. Januar bis zum 17. Februar 1938 im Polizeigefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel in "Schutzhaft" genommen und danach kam er in Untersuchungshaft. Nach anfänglichem Leugnen legte er dann eine Art "Lebensbeichte" ab und gestand, dass er nach dem Weltkrieg auch homosexuelle Kontakte, auch mit Strichjungen und auch mit zwei noch nicht Volljährigen gehabt hatte. Das Landgericht Hamburg verurteilte ihn am 28. April 1938 wegen fortgesetzten Vergehens gegen §175 und nach §175a, Ziffer 3, unter Anrechnung der Schutz- und Untersuchungshaft auf die Strafhaft zu einer drastischen Zuchthausstrafe von drei Jahren und zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für fünf Jahre. Die Strafe verbüßte er im Zuchthaus Hamburg-Fuhlsbüttel. Hier beschrieb man ihn wie folgt: 1,68 m groß, schlanke Gestalt, rasiert, blaue Augen und graues Haar. Der Justizvollzug entließ ihn nicht mehr in die Freiheit, sondern lieferte ihn zwei Tage vor dem rechnerischen Ende seiner Strafverbüßung am 18. Januar 1941 der Polizeibehörde Hamburg aus. Auf Befehl der Kriminalpolizei transportierte die Polizei ihn am 8. März 1941 in das KZ Sachsenhausen bei Berlin, wo die SS ihn als "§175-Berufsverbrecher" und als Juden einstufte und er die Häftlingsnummer 36.606 erhielt. Offenbar ruinierte die Zwangsarbeit und die unzureichende Versorgung im KZ seine Gesundheit, denn im Juni 1941 befand er sich im Krankenrevier des KZ Sachsenhausen. Dort vermerkte man für den 7. Juni 1941 zu dem 59-Jährigen "Kommando ‚S'". Damit ist der "Transport S" gemeint, für den SS-Ärzte 268 kranke und nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge auswählten, die zu diesem Datum mit Lastwagen in die in die Euthanasie-Tötungsanstalt 〉 Pirna-Sonnenstein in Sachsen transportiert und dort in der Gaskammer mit Kohlenmonoxid erstickt wurden. Um die Morde zu vertuschen, wurden im KZ vermutlich falsche Todesangaben gemacht Ernst Knappe sei angeblich am 11. Juli 1941 um 13:10 Uhr im KZ Sachsenhausen an Kreislaufschwäche beim Grundleiden einer doppelseitigen Lungenentzündung verstorben. Gedenkbuch Ernst Hermann Knappe in der 〉 Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer Yad Vashem ¦ Shoah Opfernamen: »Ernst Hermann Knappe wurde im Jahr 1881 in Ottensen Schleswig-Holstein, Deutsches Reich geboren. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte er in Hamburg, Deutsches Reich. Während des Krieges war er in Sonnenstein Irrenanstalt, Deutsches Reich. 🔎 In der Zentralen Datenbank ist die Transportliste mit seinem Namen erhalten. In dieser Transportliste ist auch sein Leidensgenosse 〉 Ludwig Honig eingetragen. |
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Foto: © Hinnerk11/Wikipedia 〉 Wikipedia - Liste der Stolpersteine in Hamburg-Altona-Altstadt
Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover (Juni 2018). Ich danke Fred Brade und Joachim Müller, beide Berlin, für die Informationen aus dem Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen. Recherchen in der Datenbank Yad Vashem und im Gedenkbuch des Bundesarchivs: Lothar Dönitz, Berlin 2018. Fußnoten: 1 KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: 〉 Totenbuch Das Bundesarchiv - Gedenkbuch: 〉 Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 |