Der Gesprächskreis Homosexualität

der Ev. Advent-Kirche Berlin-Prenzlauer Berg
war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Gedenkbuch

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Ludwig Honig



Homosexueller Jude!

Kein Stolperstein vorhanden.
Geboren am: 04.04.1897
Geburtsort: Posen | Preußen
Ermordet am: 19.06.1941
Verlegeort:  
Initiator:  
Zum Lebensweg: Ludwig Honig wurde am 4. April 1897 in Posen, früher Preußen und heute Polen, geboren.1
Da er jüdischer Abstammung war, zwangen die Nationalsozialisten ihm später den zweiter Vornamen "Israel" auf.

Der Polizei Berlin war er seit 1926 als Homosexueller bekannt. Er wurde mehrfach in Berlin wegen "widernatürlicher Unzucht" nach §175 verurteilt. Das Schöffengericht 603 in Berlin verurteilte ihn beispielsweise auch am 10. April 1937 wegen öffentlichen Ärgernisses im Zusammenhang mit homosexuellen Handlungen zu einer Geldstrafe von 1000,00 Reichsmark oder ersatzweise 250 Tage Gefängnishaft.

Die Polizei transportierte ihn am 1. Oktober 1940 in das KZ Sachsenhausen bei Berlin, wo die SS ihn als §175-"Schutzhäftling" einstufte (Häftlingskategorie Sch/175 J), er die Häftlingsnummer 34.114 erhielt und sich 1941 im Block 36 befand.

Er erkrankte und musste am 5. Januar 1941 in das Häftlingskrankenrevier. Offenbar war er auch im Juni 1941 krank, denn SS-Ärzte wählten ihn für einen Euthanasie-Transport mit Invaliden, nicht mehr arbeitsfähigen Häftlingen, in die Tötungsanstalt ⟩ Pirna-Sonnenstein aus, der am 5. Juni 1941 abfuhr. Dieser Transport wurde als "Kommando S" bezeichnet. Dieser Transport umfasste insgesamt 269 Personen2

Offiziell gab man die Todesursache mit einer angeblichen "Allgemeininfektion" an, wegen der er am 19. Juni 1941 im Alter von 44 Jahren verstorben sei, so die Todesursache im Sterbebuch in Oranienburg unter Nr. 962 vom 24. Juni 1941.

Aus der: ⟩  Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer Yad Vashem ¦ Shoah Opfernamen:

Gedenkbuch Yad Vashem
»Ludwig Honig wurde im Jahr 1897 geboren. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte er in Berlin, Deutsches Reich. Während des Krieges war er in Berlin, Deutsches Reich.
Ludwig wurde in der Schoah ermordet.
Quelle dieser Informationen: Liste von Deportierten aus Berlin, Gedenkbuch Berlins der jüdischen Opfer des Nazionalsozialismus, Freie Universität Berlin, Zentralinstitut für sozialwissenschaftliche Forschung, Edition Hentrich, Berlin 1995.
«
 🔎 Gedenkbuch Ludwig Honig.

Tranportliste

In der Zentralen Datenbank ist  🔎 die Transportliste mit seinem Namen erhalten.
In dieser Transportliste ist auch sein Leidensgenosse ⟩ Ernst Johannes Knappe eingetragen.

Aus dem Gedenkbuch ⟩  Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945:
»Honig, Ludwig
geboren am 04. April 1897 in Posen (poln. Poznan) / - / Posen
wohnhaft in Berlin (Wilmersdorf)
Inhaftierung:
01. Oktober 1940 - 05. Juni 1941, Sachsenhausen, Konzentrationslager
Deportation: ab Sachsenhausen, Konzentrationslager
05. Juni 1941, Sonnenstein bei Pirna, Tötungsanstalt
Todesdatum: 05. Juni 1941
Todesort: Sonnenstein bei Pirna, Tötungsanstalt«
Der unverheiratet Ludwig Honig hatte wie seine Familie in Berlin zuletzt in Berlin-Charlottenburg Dahlmann Straße 25 bei Caspary gelebt. Genau wie sein älterer Bruder Fritz Siegbert war auch er als Kaufmann in der väterlichen Holzfirma Joseph Honig tätig. Der Vater starb bereits 1933 mit 73 Jahren. Die Mutter Johanna sollte noch die Verurteilung des Sohnes Ludwig, seine erneute Verhaftung und seinem Tod im KZ erleben. Diese Mitteilung scheint ihren eigenen Tod nur 5 Tage darauf bewirkt haben.

Ihr Sohn wurde am 22. Juli 1941 auf dem ⟩ jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt, sie kurz darauf. Der Bruder war offenbar schon nach Frankreich gegangen, von wo er am 10. August 1942 aus Drancy nach Ausschwitz deportiert werden sollte.
Autor: Rainer Hoffschildt, Hannover (Dezember 2017), Lothar Dönitz, Berlin (2018).
Ich danke Fred Brade und Joachim Müller, beide Berlin, für die Informationen aus dem Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen.
Recherchen in der Datenbank Yad Vashem und im Gedenkbuch des Bundesarchivs: Lothar Dönitz, Berlin 2018.
Fußnoten:
1 KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩ Internet-Totenbuch der Gedenkstätte Sachsenhausen.
2 Vgl. Müller, Joachim, Homosexuelle Juden, in: Müller, Joachim, Sternweiler, Andreas, Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen, Berlin 2000, S. 176-177.