Der Gesprächskreis Homosexualität

war Initiator der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus.

Totgeschlagen - Totgeschwiegen -
den homosexuellen Opfern
des Nationalsozialismus

Gedenktafel für die Homosexuellen Opfer - KZ Sachsenhausen

Stolpersteine

für die bisher namentlich bekannten ermordeten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen & des Männerlagers im KZ Ravensbrück

Karl Willi Köpp

Gedenkbuch Kurt Willi Köpp

Foto: © Robert Tecklenburg, LSVD Magdeburg
Geboren am: 12.12.1915
Geburtsort: Magdeburg
Ermordet am: 10.06.1942
Verlegeort: ⟩ 39106 Magdeburg, Gutenbergstraße 15
Initiator: Lesben- und Schwulenverband Deutschland
Landesverband Sachsen-Anhalt

Gespendet von Stadtrat Wolfgang Wähnelt
Zum Lebensweg: Kurt Willi Köpp, geboren am 12. Dezember 1915 in Magdeburg, wohnhaft in Magdeburg, Gutenbergstraße 15.

Er ist der Sohn des Schneidermeisters Otto Emil Köpp und seiner Ehefrau Emelie Ottilie geborene Nikolai. Die Familie wohnt zur Zeit seiner Geburt in der Waagestraße 7a. Zuletzt wohnt Köpp zusammen mit seinem Vater - die Mutter ist nicht mehr am Leben - in der Gutenbergstraße 15. Er bleibt unverheiratet und wohnt, wie es scheint, immer in der elterlichen Wohnung. So wird er den Schneiderberuf bei seinem Vater erlernt haben.

In den Polizeiakten wurde festgehalten:
  • 23. August 1937, 15:00 Uhr: Zugang Gefängnis Magdeburg Nr. 820/37 von Polizei Magdeburg zunächst in Untersuchungshaft aufgrund § 175, Unzucht mit anderen Männern. Personenbeschreibung: Größe: 168, ohne Bart, graue Augen, untersetzte Gestalt, ovales Gesicht, blondes Haar, freie Stirn, besonderes Kennzeichen: linke Hüftlähmung. Verwandte: Otto K., keine Vorstrafe angegeben. 21 Jahre. Stempel: Moorfähig (Erstaunlich, trotz der Hüftlähmung.)
  • November 1937: Wegen „widernatürlicher Unzucht“ zu 3 Jahren Gefängnis abzüglich 2 Monaten Untersuchungshaft verurteilt.
  • 6. November 1937 beginnt seine Strafhaft, wohl Akzeptanz des Urteils. Während der Haft erhält er zweimal kurzen Urlaub, vermutlich aus familiären Anlässen: 24.Oktober 1938, 08:00 Uhr: beurlaubt (Urlaub gab es selten, z.B. aus familiären Anlässen, Beerdigungen usw.)
  • 25. Oktober 1938, 08:00 Uhr: zurück.
  • 28. August 1940, 12:30 Uhr: Noch einmal beurlaubt bis 30.August 1940, 12:30 Uhr
  • 9. September 1940, 13:30 Uhr rechnerisches Strafende, entlassen an privat.
Aber sehr bald verliert er seine Freiheit wieder, bereits am 20. Januar 1941 wird er vom KZ Neuengamme (Nr. 3.123 BV - wohin er offenbar wegen seiner Homosexualität verbracht worden ist) in das KZ Dachau transportiert, dort wird sein Zugang vermerkt, Nr. P.S.V. 23.333.

Am 5. Juli 1941 erfolgt sein Transport von KZ Dachau nach KZ Buchenwald Nr. 6.995 § 175 Blech Nr. 7.031. Dort wird sein Zugang vermerkt in der Kolonne im Steinbruch arbeitet (Häftlingsnummer 6 995 - § 175).

Am 13. März 1942 wurden 800 Häftlinge von KZ Buchenwald in das Männerlager des KZ Ravensbrück überführt, darunter sollen 39 Männer "Rosa-Winkel-Häftlinge" gewesen sein.
Namentlich bekannt sind die Mithäftlinge: Im Mai 1942 gelangt er schließlich in seiner Endstation ins KZ Sachsenhausen. Er erhält die Häftlingsnummer 42420.
Am 10. Juli 1942 wird er mit acht anderen Homosexuellen in der Mordaktion an Homosexuellen im Klinkerwerk 1 ermordet. Als Todesursache wird im Sterberegister "Freitod durch Erhängen" eingetragen.
Quelle: Rainer Hoffschildt, Hannover, überarbeitet Lothar Dänitz, Berlin 2023
Fußnoten:
1 KZ Sachsenhausen 1936 - 1945: ⟩  Internet-Totenbuch
2 International Center on Nazi Persecution (ehem. Internationaler Suchdienst Arolsen.) ⟩  Sterbeurkunde